STERN - akustisch
2008-2009Auf dieser Archivseite wird die Chronologie der Ereignisse um STERN - akustisch dargestellt.
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ALSO WAS SOLL AUS MIR WERDEN
Interview vom 22.05.2008
veröffentlicht am 07.08.2008
(Melodie & Rhythmus)
Interview: Waltraud Heinze
Stern Meissen bereitet akustisch mit neuem Album und Tour den 45. Geburtstag vor
Die Sterne kommen aus allen Himmelsrichtungen zu Gespräch und Fotoshooting in Berlin. Stern Meissen begeht 2009 ihr 45-jähriges Bestehen und legt ihren Fans und quasi auch sich selbst ein neues Album auf den Gabentisch. Es wird derzeit im idyllischen Berliner Umland eingespielt und erscheint im Oktober. Melodie & Rhythmus traf sich mit Sänger IC Falkenberg und Drummer Michael Behm zum Gespräch.
M&R: Akustik-Alben und Touren erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Alle tun’ s und nun auch Stern Meissen?
IC: Um eines gleich mal vorweg zu nehmen, der Unterschied unserer zu vielen anderen schönen und berechtigten Unplugged-Bemühungen ist, dass wir die Songs nicht abspecken, sondern neu erfinden.
M&R: Und warum?
IC: Aus zwei Gründen: Zum einen haben wir nächstes Jahr 45. Jubiläum und wir dachten uns, dass wir den Fans als Dankeschön etwas abliefern, was sie bis dahin so noch nicht gehört haben. Zum anderen: Nur wer sich verändert, bleibt sich treu. Ist eine alte Weisheit, aber für eine gestandene Band der richtige Spruch.
MICHA: Genau, wenn man nur noch an die alten Zeiten denkt und im gewohnten Fahrwasser treibt, dann ist man tot.
M&R: Wann entstand die Idee?
MICHA: Wir haben uns im vergangenen Sommer im Haus unseres Bassisten zu einer Jamsession getroffen, also ganz zwanglos improvisiert. Und da sind so unglaubliche Sachen entstanden, dass wir selbst überrascht waren. Nach zwei Tagen saßen fünf euphorische Musiker in der Sonne und sagten einmütig: Wow, ist ja geil!
IC: Und irgendwie sind dabei die Musiker, die ja aus verschiedenen Generationen und musikalischen Ecken kommen, wieder neu zusammen gewachsen. Das hat eine Magie, die eine so betagte Band wohl nicht oft erlebt.
MICHA: Wir haben damit auch an alten Tugenden angeknüpft. Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als wir die „Reise zum Mittelpunkt des Menschen“ erarbeiteten. Da hat sich jeder in der Form eingebracht, was er bis dato an Musik inhaliert und zelebriert hatte. Auch jetzt soll wieder Raum sein für Improvisation. Ich glaube die Zuhörer haben Freude dran, wenn sie merken, dass du ein wenig mit dem Material spielst, im besten Sinn des Wortes.
M&R: Aber gerade Stern-Meissen-Musik kann man sich ohne Keyboards gar nicht vorstellen...
MICHA: Ehrlich gesagt, waren wir anfangs selbst skeptisch...
IC: Wir haben ja das Problem, dass unser Material aus den 70er Jahren von riesigen Arrangements, jeder Menge Synthesizer lebt. Und wenn man das alles weg nimmt stehen, stehen die Songs ziemlich nackt da. Das heißt, man muss dann doch mal eine andere Harmonie einbauen oder überhaupt eine Harmonie. Musik lässt sich nicht beschreiben, muss man hören. Auf jeden Fall sind die Songs widererkennbar entkernt, aber in ihrer Basis klarer, als sie es je waren. Wir haben uns die große Mühe gemacht, Abstand zu den alten Fassungen zu finden und neue zu erfinden.
M&R: Nach welchen Gesichtspunkten wählt ihr das Repertoire aus, gibt’s auch neue Songs?
MICHA: Wir hatten uns anfangs auch ein bis zwei neue Stücke vorgenommen, das dann aber wieder verworfen. Wir denken, wir sollten nicht den zweiten vor dem ersten Schritt machen, denn nach diesem aktuellen Album ist eines mit komplett neuem Material angedacht.
IC: Es wird ein Best of-Album, also mit den besten Songs aus 45 Jahren. Wir sind noch nicht fertig mit dem Selektieren, stecken ja mitten in der Produktion. Wir haben Micha Lehrmann als hervorragenden Gitarristen mit ins Team geholt, auch das wird uns noch mal nach vorne bringen.
M&R: Funktionieren eigentlich die Texte immer mit der neuen Musik?
MICHA: Nicht in jedem Fall. „Was soll aus mir werden“ etwa ist ein bleibendes Thema - wo stelle ich mich hin in meinem Leben, will ich nur mitschwimmen oder was bewirken? Aber es gibt auch Sachen aus der Vergangenheit, die tagesaktuell waren und heute nicht mehr funktionieren, die lassen wir dann.
IC: Ich habe mich immer davor gescheut die Gedanken anderer zu singen und es gibt auch von mir selbst Texte aus den 80ern, die würde ich heute nicht mehr so schreiben und auch nicht mehr singen wollen, obwohl es große Hits waren. Wenn man eine Band mit einer langen erfolgreichen Biografie ist, muss man sich ein bisschen davor bewahren, zu populistisch zu sein.
MICHA: Bei allen Angeboten, die in all den Jahren als Musiker auf mich zukamen, habe ich mir immer überlegt: Ist es das, was du tun willst? Ich glaube, das Publikum honoriert Echtheit, Gradlinigkeit. Jedes Verstellen fällt einem auf die Füße
IC: Wenn du etwas tust im Leben, was du nicht willst, wird es dich krank machen. Der andere Weg ist der schwerere und vielleicht nicht der lukrativste, aber er macht glücklicher.
M&R: Ihr produziert das Album dort, wo die Idee dazu geboren wurde, Absicht?
IC: Wir produzieren bei unserem Bassisten Alexander Procop in Stolzenhagen. Er ist ein erfahrener Studiomann und guter Arrangeur. Für mich ist es die erste Co-Produktion und ich finde es auch mal gut, aus meinem Studio herauszukommen.
MICHA: Alex Studio befindet sich im Wohnzimmer, das ist gefliest, wodurch es eine ganz besondere Akustik hat. Und man hat dort einen wunderbaren Blick. Ich sitze am Schlagzeug und schaue durch die große Verandatür auf eine Riesenwiese. So habe ich mir Produktionen immer vorgestellt…
IC: Stimmt, ich auch. Mich erinnert das an die 70er. Von Crosby Stills Nash & Young gab’ s da ein ganz berühmtes Plattencover, auf welchem die Heroen vor einem Haus sitzen. Und jetzt sitzen wir vor einem Haus auf dem Land in wunderschöner Umgebung und nehmen ein Album auf. Und so ist auch der ganze Geist, ich kann nicht genug davon schwärmen, weil gerade so viel emotional passiert mit uns.
M&R: Man kann nicht über Stern Meissen reden, ohne nach Reinhard Fißler zu fragen – wie findet er das Projekt?
MICHA: Ich habe ihm bei meinem letzten Besuch die bisher fertigen Stücke vorgespielt, weil ich wusste, dass es ihn interessiert. Mit meinem Jazzquartett sind wir früher mal mit Reini als Sänger aufgetreten und es war absolut sein Ding. Also, als ich ihm die Songs vorspielte, sagte er aus tiefstem Herzen: „Cool!“
IC: Das Schönste wäre gewesen, wenn Reinhard und ich das Projekt als Sänger zusammen gesungen hätten, die zwei Stern-Sänger aus zwei Generationen, das wäre toll geworden. Aber es geht leider nicht. Als Zuhörer dabei sein wird er sicher während der Tour.
M&R: Mit dem Album geht ihr ab April 2009 auf Akustik-Tour, sind besondere Auftrittsorte geplant?
MICHA: Wir suchen nun nicht nach Kellern oder Kirchen. Aber wir spielen gern auch in kleineren Clubs, wo jede Woche anspruchsvolle Musik läuft.
IC: Die Tour wird wie das Album für die Leute da sein, die Stern Meißen in 45 Jahren begleitet haben. In beidem liegt aber auch die Chance, neue Fans zu gewinnen. Mit Sicherheit wird alles näher, emotionaler.
Aktuelle Besetzung STERN MEISSEN - akustisch:
IC Falkenberg - voc
Martin Schreier - dr
Michael Behm - dr
Alexander Procop - bg
Frank Nicolovius - piano
Michael Lehrmann - git
Am 12.07.2008 werden die Musiker Alexander Procop, Michael Behm, Frank Nicolovius und IC FALKENBERG
vom Manager Detlef Seidel und dem Chef der Band Martin Schreier, nach einem Konzert in Sermuth, aus der Stern-Combo-Meissen entlassen.
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DER WEITE WEG
19. Juli 2008
(Sächsische Zeitung)
Interview: Ivette Fischer
IC zu dem Aus bei der Stern Combo Meißen
Stern Combo Meißen hat noch am vergangenen Wochenende gemeinsam gespielt. Wie kommt es, dass neben Ihnen noch Alexander Prokop, Frank Nicolovius und Michael Behm die Band verlassen müssen?
Nach dem Konzert in Sermuth wurde die komplette Band zusammengerufen. Ich dachte, es gibt News und wir reden über die Zukunft der Band. Dann wurde uns in sarkastischem Ton von Detlef Seidel, dem Manager der Band, mitgeteilt: „Ihr seid raus! Ihr braucht nächsten Sonnabend nicht nach Baabe zu kommen."
Welchen Grund hat Band-Mitbegründer Martin Schreier für diesen Schritt angegeben?
Der Vorwurf lautet, wir wären Separatisten. Dazu muss man folgendes erklären. Im letzten Jahr gab es die Idee, zum 45-jährigen Bandjubiläum ein Album „Stern Meißen – akustisch" aufzunehmen und eine kleine Tour daran zu koppeln. Dieses Vorhaben wurde Anfang März diesen Jahres von Martin Schreier befürwortet. Martin war immer offen für Kreativität und hat die Band über all die Jahre geformt und befördert. In dieser Band ist er der von allen respektierte Chef, ohne seinen Segen geht nichts.
Es heißt, nicht alle Bandmitglieder seien mit dem Projekt einverstanden gewesen?
Das ist richtig. Zwei wollten nicht mitmachen. Terminschwierigkeiten und praktische Erwägungen wurden als Gründe nach mehreren Gesprächen genannt. Wir fanden das schade, mussten das akzeptieren. Die Zeitschrift „Melodie und Rhythmus" hatte von dem Vorhaben gehört und bat um ein Interview. Leider sagte Martin Schreier, unser Bandchef, seine Teilnahme am Interview und am Fotoshooting kurzfristig ab, also blieben von den zum Interview eingeladenen nur Micha Behm und ich.
Vor wenigen Wochen erschien die Geschichte ...
Genau das wird uns jetzt auch vorgehalten. Obwohl Martin den gemeinsamen Termin, damals noch unverständlich für uns, absagte.
Für die vier ausgeschiedenen Musiker gibt es ja nun aber schon Nachfolger.
Thomas Kurzhals, Frank Schirmer und Axel Schäfer sind alte Stern Meißen-Leute. Ja, wir kennen uns alle schon sehr lange und gut. Sänger Michael Brödel ist ganz neu.
Das bedeutet ja aber, dass Ihnen ehemalige Kollegen in den Rücken gefallen sind?
Ja, es ist schade, dass man das so wahrnehmen muss. Mit Frank Schirmer und Axel Schäfer stand ich in den Achtzigern mit Stern Meißen vor ausverkauften Sälen, und ich hab mit ihnen mein letztes Soloalbum eingespielt. Für Micha Behm ist es der zweite Rauswurf. Gemeinsam mit seinem Freund und dem Ex-Stern Meißen-Sänger Reinhard Fißler musste er Anfang der Achtziger die Band verlassen.
Der neue Sänger, Michael Brödel, soll geäußert haben, dass die Band in der neuen Besetzung schon seit mehreren Monaten probt.
Das habe ich auch gehört. Es erstaunt einen ja schon. Ein solcher Personalwechsel, vor allem am Mikrofon braucht einen deutlichen zeitlichen Vorlauf, um dann auch bestehen zu können.
Wie gehen Sie nun mit der Situation um?
Ich bin sehr enttäuscht und traurig. Es ist keine Art und Weise, so mit Leuten umzugehen, mit denen man so lange Zeit gemeinsam auf der Bühne stand, es geht ja schließlich um vier Musiker einer Band. Ich finde es äußerst bedauerlich, dass die neue Stimme der Stern Combo Meißen vor einem so konfliktbeladenen Hintergrund an den Start gehen muss.
Wie geht es bei Ihnen jetzt weiter?
Ich produziere mein neues Album, das unter dem Titel „So nah vom nächsten Meer" 19. September veröffentlicht wird. Mittlerweile ist das mein zehntes Soloalbum. Stilistisch bleibt es vielfältig und akustisch, allerdings mit einer starken Brise Elektronik. Ansonsten gehe ich davon aus, dass wir die Projektidee „Stern Meißen – akustisch", in welcher Form auch immer, weiterentwickeln und aufführen werden.
Am 07.03.2009 wird das Album "Wir sind die Sonne" von STERN - akustisch veröffentlicht.
Produziert von IC FALKENBERG und Alexander Procop, eingespielt von IC FALKENBERG, Alexander Procop, Michael Behm, Frank Nicolovius und Michael Lehrmann.
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WIR SIND DIE SONNE
09.03.2009
(Sächsische Zeitung)
von Andy Dallmann
Ostrock-Klassiker von Staub, Bombast und Nostalgie befreit
Das Unternehmen „Stern akustisch“ bot in Dresden mehr als eine Sammlung von Songs aus 45 Jahren Stern Combo Meißen
Wäre der Saal der Staatsoperette am Sonnabend ausverkauft gewesen, hätte er ganz sicher Schaden genommen. Völlig euphorisiert bescherten die anwesenden 300 Gäste den Mannen von „Stern akustisch“ eine Geräuschkulisse, die bei dreifacher Besucherzahl noch respektabel gewesen wäre. Und die von Ralf Schmidt alias IC Falkenberg, Ex-Sänger der Stern Combo Meißen, aus ehemaligen Mitgliedern der Band rekrutierte Truppe zeigte sich schwer beeindruckt.
Kein Wunder, stand ihr Projekt mit akustischen Versionen alter Stern-Hits von „Die Sage“ bis „Stundenschlag“ unter keinem guten Stern. Über den Planungen entzweite sich sogar die Band; Sänger IC sowie Michael Behm (Schlagzeug), Alexander Procop (Bass) und Frank Nicolovius (Klavier) flogen im vergangenen Jahr bei der Combo raus, trieben ihr Unternehmen „Stern akustisch“ aber ohne den Segen der einstigen Kollegen und gegen viele Widerstände weiter voran. Diese Hartnäckigkeit zahlte sich jetzt für sie und ihre Fans aus.
Zur Premiere von Programm und CD („Wir sind die Sonne“) bewiesen die Musiker, verstärkt durch den Gitarristen Michael Lehrmann, eindrucksvoll ihre handwerkliche Klasse. Zudem machten sie schnell klar, dass die ausgewählten Songs aus 45 Jahren Stern Combo Meißen auch ohne großen technischen Aufwand, ohne Effekte und Klangbombast bestens funktionieren. Entstaubt glänzten die mal elegant-süffigen, mal komplexen Kompositionen wie neu. Erinnerungen ließen sich so aufpolieren, Nostalgiker wurden hingegen nicht bedient.
Sicherheitshalber betonte der stimmlich enorm wandlungsfähige Frontmann mehrfach, die Klassiker adaptiert zu haben. Zu Recht: Vergleichsweise vertrackte Rocknummern kamen nicht nur mit geringerem Stromverbrauch, sondern generell leichtfüßiger, von Swing und Latin beeinflusst, rüber. Trotzdem verlor selbst der symphonische „Kampf um den Südpol“ nichts an Dramatik. Sensibler Umgang mit dem Erbe, Sinn fürs Moderne und spürbare Spielfreude machten das Ganze zum Ereignis und zu einem hoch verdienten Erfolg.
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DER KAMPF UM DEN SÜDPOL
09.03.2009
(Dresdner Neueste Nachrichten)
Juliane Schiemenz
Erfolgreiche „Separatisten“
Großer Beifall für Stern akustisch in der Staatsoperette Dresden
Mit alten Beziehungen ist das so eine Sache: Man hat sich irgendwann in ihnen eingerichtet und es sich bequem gemacht. Gemeinsam etwas Neues auszuprobieren , kann dann reizvoll, aber auch beängstigend sein und mitunter zur großen Zerreißprobe werden.
Die Stern-Combo Meißen feiert in diesem Jahr 45-jähriges Bühnenjubiläum und besteht damit länger als so manche Ehe. Den Wunsch einiger Bandmitglieder, in einem neuen Projekt alte Stücke modern und anders zu präsentieren, überstand die Gruppe nicht unbeschadet und so kam es im vergangenem Jahr zum Zerwürfnis. Auf der Bühne der Staatsoperette stellten Sänger und Gitarrist IC Falkenberg, Schlagzeuger Michael Behm, Bassist Alexander Procop, Pianist Farnk Nicolovius und Gitarrist Michael Lehrmann ihr Album „Wir sind die Sonne“ deshalb unter dem Namen „Stern akustisch“ vor und ihr Experiment glückte in vollem Maße: Klar, luftig und leicht kommen die neuen alten Stücke daher. Sie klingen frisch und unbelastet, als hätten sie keine zwanzig oder dreißig Jahre auf dem Buckel.
Passend zur momentanen Fastenzeit scheinen die Lieder entschlackt von Pomp und Pathos der kolossalen Ostrock-Arrangements. Der Verzicht auf Synthesizer und Orgeln, Hall- und Echoeffekte wirkt wie eine Frischzellenkur.
Was übrig bleibt, das ist eine ganze Menge: veritable Liedermacher-Stücke, ergreifende Balladen ohne Kitsch und Schmalz, großartige Kompositionen und absolut eingängige Melodien in neuer Stilistik. So konnte beispielsweise aus dem alten Hit „Eine Nacht“ plötzlich ein Swing werden oder man entdeckte, dass in diesem oder jenem Titel seit Jahrzehnten eine Samba auf ihre Freilassung gewartet hatte oder eine Rumba raus wollte.
In den neuen Arrangements stellte die warme und kraftvolle Stimme von IC Falkenberg stets das Bindeglied zu alten Stern-Combo-Zeiten dar. Grandiose Soli von Michael Lehrmann an der Gitarre und Frank Nicolovius am Flügel, das facettenreiche Spiel von Bassist Alexander Procop und Schlagzeuger Michael Behm bewiesen, dass diese exzellenten Musiker deutlich unterfordert wären mit der ewigen Wiederholung alter Hits zum vorproduzierten Halbplayback, wie es die Combo in den letzten Jahren vermehrt getan hatte.
Solcher Qualitätsverlust fällt irgendwann auch den größten Fans schmerzlich auf, weshalb es umso wohltuender für das Publikum war, die Spielfreude und Energie der Musiker zu erleben, die sich schon bald auf die Konzertbesucher übertrug. Modernisiert und vom Ostrockstaub befreit könnten diese Stücke auch eine neue, jüngere Fangemeinde anlocken.
Einzig die Staatsoperette als Veranstaltungsort wollte an diesem Abend nicht recht passen: Der Saal war bedauerlicherweise nur zu knappen zwei Dritteln gefüllt und das Konzert, das so viel von einer Unplugged-Session hatte, wäre in einem Club oder einer kleineren Halle mit intimer, exklusiver Atmosphäre noch besser zur Geltung gekommen. Am Ende des rund zweistündigen Auftrittes forderte das Publikum mit stehenden Ovationen und großem Jubel mehrfache Zugaben ein uns die Musiker waren sichtlich gerührt: „Ich sehe nur lächelnde Menschen“, sagte Falkenberg bei einem Blick in den Saal. Man gönnte ihnen die Freude über das gelungene Experiment, die sich in der Feststellung des Sängers ausdrückte: „Wir werden uns nachher in der Garderobe vermutlich weinend in den Armen liegen. So wird´s kommen!“
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SCHNEE UND ERDE
01.04.2009
(Märlische Allgemeine Zeitung)
von Matthias Müller
Erinnerung an ein Gefühl
„Stern akustisch“ im Lindenpark gefeiert
„Es war nicht alles schlecht in der DDR“, so lautet ein Spruch vieler „gelernter“ Ostdeutscher – sowohl berechtigt im Allgemeinen, wie auch falsch oft im Konkreten. Nach wie vor heftig gestritten wird um die Frage, ob die DDR das total falsche Gesellschaftsmodell war, doch im Jubiläumsjahr 2009 findet die Geschmähte immer wieder auch Bestätigung in ihren guten Ansätzen: So ein guter Ansatz war die Rockmusik – ob Puhdys zum Beispiel, Karat, Silly oder Renft – sie alle verband zwangsläufig die „Insellage DDR“, und daraus schöpften sie Kraft und rockige Inspiration. Die Musik und die Texte der Rockbands waren alles andere als schlecht, etliche Songs galten zu ihrer Zeit sogar als beispielgebend.
Das trifft auch auf die Stern Meißen zu, deren Lieder am Freitagabend im Lindenpark erklangen. „Stern akustisch“ nennt sich das neue Projekt ehemaliger Musiker der Stern Combo Meißen – alte Titel werden hier in neuem akustischen Gewand präsentiert. 45 Jahre Bandgeschichte, das geht nicht ohne Wandel, ohne stilistische Veränderungen von den „Gründerjahren“ bis heute einher – all dies fand sich im Stern-Meißen-Revival wieder und wurde vom Publikum begeistert gefeiert. Die 1964 von Martin Schreier, Norbert Jäger und Bernd Fiedler gegründete Band hat eine bewegte Geschichte und namhafte Rock-Interpreten. Veronica Fischer (1970) oder Reinhard Fißler (1972 bis 1982) waren wichtige Weggefährten. Die heutige Besetzung von „Stern akustisch“ besteht aus dem Sänger IC Falkenberg, dem neuen, bestechenden Melodie-Gitarristen Michael Lehrmann, dem virtuosen E-Pianisten Frank Nicolovius, Alexander Procop an der Bassgitarre, der beim Hit „Die Sage“ auch wirkungsvoll den Kontrabass streicht, sowie als ältesten Wegbegleiter Michael Behm am Schlagzeug. „Lass mich hier nicht liegen“, lautete das zweite Stück und war dem alten Frontmann und schwer erkrankten Reinhard Fißler gewidmet. Im Titel „Schnee und Erde“ kam die kulturpolitische Komponente aus DDR-Zeiten zum Tragen, denn damals musste aus „das Land liegt weit in Zweisamkeit“ diese Zweisamkeit in Ewigkeit umgemünzt werden. „Der Kampf um den Südpol“ oder „Leben möchte ich“, ein Titel von Fißler und Schreier, waren schöne Reminiszenzen an die alte DDR.
Auffällig sind die exzellenten musikalischen Soli von Melodiegitarre und E-Piano oder die sensible Handhabung des Schlagszeugs. Der Abend hatte zu einer anregenden Reise durch 45 Jahre Rockmusik im akustisch neuen Gewand geladen. Und er hielt sein Versprechen.
April 2009
(Melodie & Rhythmus)
Rezension
STERN akustisch, „Wir sind die Sonne“
Den Musikern ist es gelungen, eine Klarheit und Leichtigkeit zu schaffen, die der Melancholie und Tiefe der Songs nicht im Wege stehen. Weniger ist plötzlich mehr. „Also was soll aus mir werden“ keine Frage, sondern eine lange luftige Meditation. Auch „Eine Nacht“, „Was fang ich an“ oder „Wir sind die Sonne“ kommen in völlig neuer Stilistik daher. Mit sicherem Gespür für inhaltliche und musikalische Akzente, sonnigen Rhythmen und viel Lebensfreude beweisen die Stern-Akustiker, dass Erinnerung nicht nur Wehmut hervorbringt, sondern auch den Mut für Neues. (Waltraud Heinze)
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STUNDENSCHLAG
02.04.2009
(Mitteldeutsche Zeitung)
von Steffen Könau
Stern-Stunden aus Holz
Mit der Band «Stern akustisch» bringt IC Falkenberg das Erbe der Stern Combo Meißen völlig neu zum Klingen
Die einen sagen so, die anderen sagen so. Geht es nach Martin Schreier, vor 44 Jahren Gründer der Stern Combo Meißen, dann haben seine Musiker ihn hintergangen, indem sie ohne ihn auf Tour gehen wollten. Worauf er ihnen im vergangenen Jahr notgedrungen kündigen musste. IC Falkenberg hingegen, in den 80er Jahren und noch einmal ab 2002 Frontmann und Gesicht der DDR-Rocklegende, hat die Geschichte andersherum erlebt. Während der gebürtige Hallenser gemeinsam mit seinen Stern-Meißen-Kollegen Michael Behm, Alexander Procop und Frank Nicolovius und mit Einverständnis von Schreier an einem Unplugged-Programm zum 45. Jahrestag der Bandgründung probte, suchte Bandchef Schreier bereits Musiker, um seine Band personell neu zu formieren.
Den Namen "Stern Combo Meißen" hatte sich der neben Keyboarder Norbert Jäger von der Gründungsbesetzung übrig gebliebene Schlagzeuger vorsichtshalber bereits gesichert. Auch mit dem 1982 im Streit ausgeschiedenen DDR-Synthie-Papst Thomas Kurzhals hatte es bereits Gespräche um eine Rückkehr gegeben. Als das gekündigte Quartett dann enttäuscht und trotzig als "Stern Meißen akustisch" auf eigene Faust ausziehen wollte, drohten die Namensinhaber mit rechtlichen Konsequenzen. "Das war sehr enttäuschend für uns", beschreibt IC Falkenberg, als Ralf Schmidt in Halle geboren und aufgewachsen. So etwas passe zwar in die heutige Zeit, "ich hätte es aber nicht unbedingt in der Kunst erwartet".
Stern Meißen aber war immer Wandel, Veränderung, Neuanfang. Veronika Fischer startete ihre Karriere hier, ihr folgte der erdige Reinhard Fißler, der mit Rockdramen wie "Kampf um den Südpol" Riesenerfolge feierte. Anfang der 80er orientierten sich die Sterne neu: Mit IC Falkenberg begann der Rock-Dinosaurier zu tanzen, die Songs wurden kürzer und rhythmischer, das Publikum jünger. Nach der Wende kehrte Fißler zurück, bis es ihm seine schwere ALS-Erkrankung unmöglich machte, weiter aufzutreten. Für ihn kehrte IC Falkenberg zurück, inzwischen als Solo-Künstler sehr erfolgreich.
Nun sind da zwei Sterne am Firmament. Hier Martin Schreiers Stern-Combo, von den Fans nur liebevoll "SCM" genannt, die mit drei neuen Musikern und dem neuen Sänger Michael "Larry" Brödel (ehemals Karussell) die alten Lieder auf die alte Art spielt. Und dort die neue Gruppe mit den alten SCM-Musikern, die das Stern-Erbe auf dem Album "Wir sind die Sonne" (Buschfunk) völlig neu und ungewohnt zum klingen bringt.
"Stern akustisch" heißt das Unternehmen - ein Name, nahe dran am Original, und doch erkennbar neu. So ähnlich verhält es sich auch mit der Musik, die das durch Gitarrist Michael Lehrmann verstärkte Quintett spielt. Waren es bei Stern Meißen immer die Keyboards und Orgeln, die den Sound prägten und der Band den Ruf der DDR-Yes einbrachten, so fehlen die schwebenden Klänge hier ganz. Statt dicker Keyboardwände gibt es locker getupfte Gitarren, statt wuchtiger Elektrobässe einen tänzelnden Kontrabass.
Klassikern wie "Also was soll aus mir werden" bekommt die Frischzellenkur hervorragend, die bei einer Probe erfunden wurde. "Wir haben die guten alten Songs improvisiert", erinnert sich IC Falkenberg, "und euphorisch festgestellt: Wow, klingt ja interessant!"
Tut es auch auf CD. Lieder wie das Südpol-Stück aus der Fißler-Ära stehen neben Hits aus der IC-Zeit und alles passt, als wäre es nie anders gewesen. "Was fang ich an" hat südländisches Flair, "Schnee und Erde" ist auf Piano und zweistimmigen Gesang reduziert, "Taufrisch" wirkt lakonischer und stimmiger als das elektrische Original: War Stern-Musik früher aus Draht und Eis, klingt sie jetzt nach Holz und Wärme.
"Wir wollen die schönsten Stern-Meissen-Songs nicht nur abspecken, sondern neu erfinden", beschreibt IC Falkenberg die Absicht hinter der Neueinspielung, die den klassischen Stücken ein neues Leben eröffnen sollte. Operation gelungen. Musik lebt.
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SCHÖNHEIT
03.04.2009
(Melodie & Rhythmus)
Interview: Dagmar Möbius
Weniger ist plötzlich mehr
Ex-Stern-Combo-Meißen-Musiker adaptieren Stern-Meißen-Musik aus 45 Jahren
Am 7. März veröffentlicht das Projekt STERN akustisch ein neues Album. Ursprünglich war alles anders geplant. M &R sprach mit Sänger IC Falkenberg.
IC, im vorigen Sommer herrschte für viele überraschende Aufregung um die Musiker von Stern Meißen. Kannst Du für Nichtinsider bitte kurz zusammen fassen, was los war?
Das ist nicht kurz zu erklären. Begonnen hat es mit einer Jamsession im Sommer 2007, als die Frage entstand, wie es wäre, Stern-Meißen-Repertoire in eine akustische Form zu adaptieren. Geht das überhaupt? Alle Musiker waren aufgefordert, das musikalisch zu beantworten. Es trafen sich aber nur Michael Behm, Frank Nicolovius und ich bei Alexander Procop. Ein Schlagzeug, eine Akustikgitarre, ein Piano und ein Kontrabass - mehr Instrumente wollten wir nicht benutzen. Der erste Song „Was soll aus mir werden“ ging überraschend einfach. Wir waren erstaunt. So spielten wir weitere acht Songs und nahmen diese auch provisorisch auf. Die selbstgewählte Reduktion legte die Songs bis zu ihrem Ursprung frei. Irgendwann beginnt das Leben eines Liedes immer an nur einem Instrument und mit einer Stimme. Das Ergebnis dieser zwei Tage im Sommer euphorisierte uns. Als wir den anderen Kollegen von Stern mitteilten, was wir erreicht hatten, waren sie skeptisch.
Wir vereinbarten, einige Songs zu produzieren, um unsere Ideen so gut wie möglich zu dokumentieren und schlugen vor, zum Jubiläum der Band 2009 dieses Konzept in Form eines Albums zu veröffentlichen. Auch hier gab es Skepsis. Wir produzierten also „Was soll aus mir werden“ und „Eine Nacht“ in der Art einer Vorproduktion, als Diskussionsgrundlage. Wir holten Michael Lehrmann als versierten Gitarristen hinzu. Es dauerte sehr lange, bis ein Treffen mit Martin Schreier und Detlef Seidel vereinbart werden konnte, bis Anfang 2008. Um es kurz zu machen: beide waren von unseren Aufnahmen überrascht. Sie baten um Bedenkzeit, um über unser vorgeschlagenes Album und eine Akustiktour nachzudenken. Erst im Frühjahr gab uns Martin endlich das Ok. Zu diesem Zeitpunkt suchten wir noch einmal das Gespräch mit den beiden Musikern, die sich distanziert hatten. Martin hatte sich ja dafür ausgesprochen und war somit auch Teil dieses Projektes. Norbert Jäger und Eghard Schumann lehnten eine Mitarbeit ab.
Bald darauf sollten Martin Schreier, Michael Behm und ich der „Melodie & Rhythmus“ Fragen zu „Stern-Meißen-Akustisch“, beantworten. Am Interviewtag sagte Martin Schreier ab. Am 12. Juli 2008 wurde uns nach einem Konzert in Sermuth von Detlef Seidel gekündigt. Wir sollten zum Konzert am darauffolgenden Wochenende nicht mehr anreisen, vier andere Musiker würden unsere Plätze auf der Bühne einnehmen. Die Begründung hieß: Separatismus.
Wie haben Eure Fans auf diese Irritationen reagiert und wie ist der momentane Stand der Dinge?
Entsetzen und Unverständnis waren groß. Die Art und Weise unserer Entlassung ist ja in der heutigen Zeit nicht unüblich und somit für viele auch nachfühlbar. Ich habe schon einige Tage später das Gespräch mit Martin gesucht, um eine Situation zu vermeiden, die wir alle aus anderen Bandbiographien kennen. Wir konnten einen Konsens finden. Es wurde uns gestattet, vorerst, also bis zum 31. Dezember 2009, unter dem Namen „STERN – akustisch“ Konzerte zu geben und das geplante Album zu veröffentlichen. Fazit ist aber auch, bei funktionierender Kommunikation hätte man dieses ganze Desaster vermeiden können.
Glaubst Du, dass solche Entwicklungen Generationsfragen sind, wo einfach verschiedene Lebensansichten aufeinander prallen?
Das halte ich durchaus für möglich. Bei einer Band mit einer so langen Geschichte arbeiten Musiker unterschiedlicher Generationen zusammen. Die verschiedenen Meinungen, stilistischen Auffassungen und auch Geschmäcker zu vereinen, kann Chance oder Scheitern sein.
Was reizte Euch daran, ein Best-of-Album akustisch aufzunehmen?
Der Reiz besteht ja schon in der Herausforderung. Diese Band hat in ihren 45 Jahren großartige Songs hervorgebracht. Eine neue Lesart zu finden, einen würdevollen Umgang zu pflegen, das ist eine Aufgabe, die nur spannend sein kann. Und nicht zu vergessen, das Wichtigste: die Lust am Musizieren, also am Neuen.
Wie fühlt es sich für Dich an, ehemals opulent eingespielte Songs zu interpretieren, die vor Deiner Zeit in der Band, also vor den 80er Jahren, entstanden?
Es ist schön, die Songs in ihrer Ursprünglichkeit ohne „wall of sound“ zu interpretieren und zu erleben. Für mich gibt es da gar keine Zeittrennung. Der akustische Ansatz verbindet die Generationen. Weniger ist plötzlich mehr. Adaptionen liegen ja in der Tradition dieser Band, sind also eigentlich nichts Neues.
Wer sind die Musiker, die mit Dir spielen, seit wann kennst Du sie und was schätzt Du besonders an ihnen?
Den Bass spielt Alexander Procop, er ist seit 1995 bei Stern. Michael Behm am Schlagzeug war in den Siebzigern bis Anfang der Achtziger dabei. Auch er kam 1995 wieder zur Band. Frank Nicolovius am Piano spielte seit 2003 Keyboards bei der Combo. Die Gitarre spielt Michael Lehrmann, wir standen in den Achtzigern gemeinsam bei Stern auf der Bühne. Ich schätze an allen ihren Mut und vor allem sind sie liebenswerte Menschen und Kollegen. Der ehrliche und respektvolle Umgang miteinander zeichnet das Klima in dieser Band aus.
Konnte das Projekt STERN akustisch genauso umgesetzt werden wie Stern Meißen akustisch vor der Trennung beabsichtigt war?
Ja, wir haben es im Ansatz so realisiert, wie es geplant war. Durch die veränderte Situation hat sich für uns sogar noch zusätzlich kreativer Freiraum ergeben, mit dem wir nicht gerechnet haben.
Ihr präsentiert die Lieder nicht nur unplugged, sondern adaptiert sie. Wie muss man sich das vorstellen?
Wir hätten es uns natürlich einfach machen können. Stecker raus und spielen. Wir wollten aber nach dem musikalischen Kern der Lieder graben, um auf seiner Basis etwas Neues entstehen zu lassen. Die textlichen Inhalte der Lieder haben dabei eine nicht unwesentliche Rolle gespielt. Man muss sehr genau arbeiten. Die akustische Form lässt kein Darüberhinwegspielen zu. Es gibt keine Möglichkeit, Unüberlegtheit zu verstecken.
Wenn Lieder in völlig neuem Gewand daher kommen, ist das manchmal ein emotionales Wechselbad?
Wenn man das schafft, ist man vom Ziel nicht mehr so weit entfernt. Das Ziel ist doch immer zu berühren.
Du sprichst nicht erst seit dem letzten Jahr vom Berufsethos als Musiker. Worin besteht das für Dich und Deine Kollegen?
Wir empfinden dem Publikum gegenüber eine tiefe Verantwortung und sind sehr dankbar für die Aufmerksamkeit, die die Menschen unserer Arbeit entgegenbringen. Mir ist beispielsweise unklar, wie sich Leute, manchmal jahrelang, auf die Bühne stellen können, so tun, als ob sie spielen oder singen und irgendwo steht eine Harddisk, von der ihr Instrument oder ihre Stimme in Wirklichkeit gespielt wird. Wie machen diese Leute das mit sich selbst aus? Sie betrügen ja nicht nur das Publikum, sondern auch sich selbst. Haben sie wirklich ein Recht dort zu stehen? Ihnen fehlt doch offensichtlich die Befähigung und damit auch die Legitimation.
Du hast immer betont, keine Konfrontation zu wollen. Inwieweit tangiert es Euch, wenn zeitnah eine Stern Combo Meißen - Jubiläums-CD erscheinen würde?
Ich wäre sehr gespannt darauf.
Auch wenn momentan die Zukunft Eures Projektes unklar ist – wie geht es weiter, woran arbeitet Ihr?
Wir konzentrieren uns jetzt auf die Konzerte und versuchen nicht daran zu denken, dass unsere Zeit vielleicht nur begrenzt sein wird.
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DU KOMM HER
April 2009
(www.deutsche-mugge.de)
Interview: Christian Reder
Sommer 2008: Ein richtiger Sommer ist es wirklich nicht. Am Himmel ziehen oft dunkle Wolken auf. Es regnen sehr viel und Gewitter hat's einige gehabt. Dunkle Wolken zogen auch über der "Welt" der Stern-Combo Meißen auf, die sich dann auch hier in einem fetten Gewitter entluden. An einem Samstag spielt die Band ein Konzert. Noch am gleichen Abend erfahren vier Musiker der Kapelle von ihrer Entlassung und von den Plänen der verbliebenen Musiker, was die Stern-Combo Meißen betrifft. Aus sommerlichen Temperaturen wird eine frostige Stimmung! Ungewöhnlich? Vielleicht! Absehbar? Nicht wirklich! Trotzdem geht ein Ruck durch die Fangemeinde. Sie teilt sich in zwei Lagern auf. Das eine Lager ist das der IC-treuen Fans, das andere der Combo-Generation. Letzt genannte Fan-Gruppe kann plötzlich Rückkehrer in ihren Reihen verzeichnen, die sich schon Jahre nicht mehr um die Stern-Combo Meißen gekümmert haben, als sie erfahren, dass Thomas Kurzhals wieder einsteigt und vollmundig ein neues Album und neuen, "echten" Sound verspricht. Gleichzeitig sehen die gerade entlassenen Musiker ihre Pläne, das Jubiläum im Jahre 2009 betreffend, in Schutt und Asche liegen. IC, Micha Behm, Alex Procop und Frank Nicolovius hatten bereits Vorbereitungen getroffen. Es sollte ein Album mit Stern-Klassikern in akustischer Form entstehen, mit dem die Band im Jubiläumsjahr auch auf Tour gehen sollte. Die eine Seite behauptet, dass diese Pläne mit allen Musikern der Band besprochen waren, die andere Seite fühlte sich durch das Vorpreschen der ehemaligen Kollegen überfahren. Aufhänger war ein Interview in der Fachzeitschrift "Melodie & Rhythmus".
Seit diesem Spektakel sind inzwischen einige Monate vergangen. Im März 2009 stellte die neu formierte Gruppe "Stern Akustisch" ihr neues Album vor. Es trägt den Titel "Wir sind die Sonne", und der Albumtitel ist bei den Musikern gleichzeitig das Motto... ihre Hymne! Noch immer wird das Projekt von einigen misstrauisch aus der Entfernung beäugt, während Fans der Kapelle in Jubelstürme ausbrechen, wenn IC & Kollegen die Bühne betreten. Welche Idee steckt denn jetzt hinter "Stern Akustisch"? Wieso haben die Musiker so fest an ihrem Konzept festgehalten? Wie wird es weitergehen mit der Band? Fragen über Fragen, die die musikinteressierte Leserschaft brennend interessieren. Wir sind diesen, aber auch anderen ungeklärten Fragen nachgegangen und haben uns mit dem Kopf und Sänger von "Stern Akustisch" zu einem Gespräch getroffen...
Hallo Ralf... wirst Du lieber mit IC oder mit Ralf angesprochen?
Die meisten Leute sagen IC zu mir...
Dann tu ich das auch. Ich habe Eure neue CD „Stern Akustisch – Wir sind die Sonne“ hier. Die Rezension dazu wird zeitgleich mit diesem Interview veröffentlicht. Bitte erzähl uns etwas über das Album.
Über die Entstehung des Albums könnte man eine ganze Menge erzählen, ich versuch es mal kurz zu machen. Die ursprüngliche Idee war, zum 45. Jubiläum der Stern-Combo Meißen ein Album zu produzieren, das nicht schon wieder eins dieser normalen "Best Of"-Alben wird. Die gibt es schon, und das braucht auch keiner noch mal. Von wem genau die akustische Idee kam, kann man heute gar nicht mehr so genau sagen. Ich weiß noch, dass es irgendwann eine Idee von Martin gab, die Band in einer anderen Besetzung ins Rennen zu schicken, in einer kleineren Variante, vielleicht auch mit einem ganz anderen Ansatz. Ich hatte dann irgendwann die Idee eingebracht, aufgrund meiner eigenen Erfahrungen mit akustischer Musik, dass man während eines normalen Combo-Konzerts einen akustischen Teil einbauen könnte. Wenn Du als Band im Bandbus durch die Gegend fährst, wird so was immer mal wieder thematisiert. Manchmal konkretisiert sich etwas und ein anderes Mal fällt es eben unten durch. Die Akustik-Idee konkretisierte sich dann so, dass man die Sache mal probieren wollte. Wir wollten sehen, was passiert, vor allem mit den Sachen, die aus den 70ern stammen. Denn in der Zeit wurden auch Songs geschrieben, die eine normale Songstruktur haben. Was würde also geschehen, wenn man die ganze "Wall of sound" weglässt und die Songs auf das reduziert, was sie am Anfang immer sind, denn jeder Song beginnt mit einer Idee, mit einem Instrument und einem, der da singt. Irgendwie kam es dazu, dass sich ein Teil der Band gesagt hat: "Lasst uns doch endlich mal treffen und das ausprobieren", und jeder war dazu gebeten. Der erste Song, den wir jammten war "Also was soll aus mir werden". Das ist ein Song, der im Original sehr fett arrangiert ist. Ein hervorragender Song, der typisch für den Stil der Stern-Combo zur damaligen Zeit war. Wir haben relativ schnell gemerkt, dass er immer noch funktioniert, wenn man ein Teil dessen, was es im Original an Arrangement gibt, weglässt. So haben wir uns langsam vorgetastet. In zwei Tagen jammten wir 8 Songs. Das Ganze geschah mehr auf Zuruf, denn es gab keine Liste oder so etwas, sondern beim Proben wurde gesagt: "Schau, hier klappt das. Lass uns das bei dem oder dem Lied auch mal probieren." Das verselbstständigte sich dann immer mehr, so dass sich schon nach relativ kurzer Zeit eine Art Stilistik herausbildete. Mittlerweile ist es so: Wir sitzen im Proberaum und schauen, wie sind die Harmonien, wie läuft der Song, und ein ganz wichtiger Punkt: Um was geht es in dem Song? Was die Umsetzung der Lieder, also diese Songs zu adaptieren, anbetrifft, sind wir inzwischen schneller und sicherer geworden.
Für uns ist mit dem Album das erste Etappenziel erreicht! Das Album ist produziert, wir sind mit dem Programm auf Tour, es gibt die ersten Pressestimmen, die ersten Reaktionen des Publikums, und die sind gut. Wir sind sehr glücklich über den jetzigen Zustand. Der einzige Wermutstropfen ist, dass wir all das auch als Combo hätten machen können, so wie es ursprünglich gedacht war. Eine verpasste Chance. Aber leider gibt es kein Zurück mehr und damit muss man jetzt leben.
Wieviele Songs davon sind während der SCM-Zeit, also vor dem Zerwürfnis, und wie viele sind nach dem Streit im letzten Sommer entstanden?
Wir hatten vier Titel vorbereitet. Das war die Hausaufgabe an uns von Martin Schreier, denn er sagte: "Jungs, ich kann mir das nicht vorstellen. Macht doch mal eine kleine Vorproduktion, damit man auch weiß, worüber man hier redet." Das haben wir auch gemacht. Bis zu unserem Rausschmiss gab es also vier Songs, zwei aus den 70ern und zwei aus den 80ern. Diese vier Songs haben Martin dazu bewegt das Ganze dann letztendlich abzusegnen.
Du hast in einem Interview mal gesagt, Ihr wolltet die alten Stern-Combo-Sachen „entkernen“. Und an dieser Umschreibung haben sich einige Leute auch hochgezogen. Vielleicht erläuterst Du das noch mal zum besseren Verständnis, was Du damit gemeint hast.
Musik zu adaptieren liegt in der Tradition der Stern-Combo. Es wurden beispielsweise Werke von Sibelius und Vivaldi bearbeitet. Am Anfang einer solchen Bearbeitung fragt man sich: "Was ist hier das Wesentliche?", also was ist der Kern dieses Stücks oder Songs. So beginnt jede Bearbeitung. "Entkernen" ist gar nicht falsch zu verstehen… Man nimmt das Beste, das Wichtigste eines Musikstücks, den Kern und um diesen entsteht etwas Neues, Anderes.
Der Begriff „Entkernen“ kommt aus dem Bereich Bau und Architektur. Das klingt so ein bisschen nach Altbau und Kernsanierung...
Ich bin kein Bauingenieur, ich bin Musiker. Vielleicht ist ja genau das der Fehler (lacht). Ich weiß nicht, wie das in der Bauindustrie definiert wird. Was ist denn da der Kern?
Man lässt von einem Altbau nur das Gerüst stehen, reißt das, was sich der eigentliche Architekt gedacht hat, ab, und baut um das Gerüst etwas Neues auf. Etwas, was sich der neue Architekt für das alte Gerüst ausgedacht hat...
Das kann man eigentlich nicht so richtig miteinander vergleichen. Ein Song hat eine Idee und darum entsteht der Rest. Zuerst kommt die Idee, nicht das Drumherum...
Den Albumtitel habt Ihr bei Euren Live-Konzerten auch als Motto ausgegeben. Du sagst das Lied immer als Eure Hymne an. Was verbindet Dich mit dem Song, und warum ist das Eure Hymne?
"Wir sind die Sonne" ist die Nahtstelle zwischen der Combo-Ära, und der neuen Generation. Komponiert hat den Titel Thomas Kurzhals, und getextet habe ich ihn. Thomas ist unbestritten der wichtigste Komponist der Combo-Ära. Er hat diesen Song zu einer Zeit geschrieben, in der sich die Combo dazu entschlossen hatte, etwas Anderes zu machen. Diese Entscheidung hat er damals mitgetragen. Das war weit vor meiner Zeit. Wir als Stern akustisch möchten die Generationen, mit dem was wir tun, verbinden.
Es hat schon viele Trennungen bei verschiedenen Bands gegeben, und beide Parteien haben danach weiter Musik gemacht. Ich kann mich aber an kein Projekt erinnern, dass so polarisiert, wie Stern Akustisch. Es gibt wirklich nur zwei Lager: Das eine liebt die Musik, das andere schüttelt verständnislos mit dem Kopf. Mit welchem Gefühl im Bauch seid Ihr am 11. Oktober letzten Jahres Eure Premiere angegangen?
Wir waren sehr nervös. Wir wussten überhaupt nicht, wie die Leute reagieren würden. Zu der Zeit war das Publikum auch schon sehr polarisiert. Dass die Leute uns so euphorisch aufgenommen haben, damit haben wir nicht gerechnet. Nicht einmal im Ansatz! Kürzlich, beim Record-Release in Dresden haben uns die Leute mit der Sympathie, die sie uns vom ersten Stück an entgegen brachten, und mit ihrer Offenheit und Sensibilität einfach umgehauen. Damit haben wir wirklich nicht gerechnet. Das kannten wir von den Stern-Combo Meißen-Konzerten so nicht, denn die letzten Konzerte mit der Combo hatten mit Euphorie nicht mehr viel zu tun.
Was glaubst Du, woran das lag? Denn bei der Stern-Combo Meißen ist das jetzt auch wieder komplett anders, und die Stimmung ist wieder euphorisch...
Das hoffe ich auch für die Combo, und wünsche es ihr auch! Machen wir uns nichts vor, es ist ja ein offenes Geheimnis und einer der Streitpunkte, an dem sich die Parteien gerieben haben: Vielleicht lag es daran, dass die verbliebenen Mitglieder der Combo der Meinung waren, dass es OK sei, wenn ihre Parts und bestimmte Teile der Musik von der Harddisc (Festplatte, Anm.. d. Verf.) kommen. Und dieser Meinung waren wir einfach nicht...
Aber Du bist doch selbst ein Profi, der seit Jahren als Solist live auf der Bühne steht. Dich muss das doch angestunken haben, wenn Du mitbekommen hast, dass Kollegen nicht live spielen und die Musik von der Festplatte kommt. Warum hast Du das dann mitgemacht?
Natürlich hat mich das angestunken, und ich habe das schon bei meinem Wiedereinstieg sehr deutlich gemacht. Aber die Klärung dieses Problems wurde immer wieder vertagt, verschoben und verargumentiert. Irgendwann war auch der Punkt für mich erreicht, an dem ich darüber nachgedacht habe, dass ich das so nicht länger mitmachen kann. Ich wollte nicht mehr da stehen und gegen Maschinen ansingen. Ein Livesänger braucht eine Band die live spielt. Zeitgleich dazu kam dann die Idee mit dem Akustikprojekt. Wir dachten, damit könne man das ganze Playback-Problem aus der Welt schaffen. Man hätte so das Argument, die Leute würden das mit der Playbackerei gut finden oder gar nicht merken, aushebeln können. Man hätte mit dem Akustikprojekt demonstrieren können, dass die Leute das sehr wohl merken und auch honorieren, dass da jetzt wieder hundertprozentig live gespielt würde...
Bei einer akustischen Variante kann man ja auch schlecht schummeln...
Eben! Dabei kann man überhaupt nicht schummeln! Wer weiß, vielleicht war das der eigentliche Grund, der zu dieser Situation im letzten Sommer führte. Möglicherweise war es gar nicht das Akustikprojekt an sich oder die Interviews, die da auch als Gründe vorgeschoben wurden... vielleicht ist das genau der Kern! Womit wir wieder beim "Kern" wären (lacht).
Du hast mir gegenüber irgendwann mal erwähnt, dass Dir über all die Jahre immer der schwarze Peter zugeschoben wurde, egal um was es ging, und dass Du Dich daran inzwischen schon gewöhnt hast. Prallt das wirklich so einfach von einem ab, wenn teilweise so harsche Kritik an Dir geäußert wird?
Natürlich prallt das nicht an mir ab. Ein gutes Beispiel findet man im "Sachsendreier"-Buch. Da steht z.B. geschrieben, dass sich Stern Meißen 1989 von mir getrennt hat, weil sie sich als meine Begleitband gefühlt hätten. Diese Behauptung wurde inzwischen von allen möglichen Leuten abgeschrieben, also auch von Leuten, die Rocklexika und ähnliches verfasst haben. Ich bin nicht der Typ, der dann gleich losschießt und sagt: "Nein, das stimmt nicht, und jetzt ziehe ich deshalb vor Gericht." Das ist mir zu doof. Die Wahrheit ist, und vielleicht habe ich es deshalb auch nie wirklich kommuniziert, weil es etwas sehr Privates ist, dass ich im August ´89 einen mittelschweren Zusammenbruch hatte. Irgendwann waren meine Kräfte aufgebraucht. Die ganze Band hat davon partizipiert, dass ich solistisch sehr erfolgreich war. Die positive Folge war unter anderem, dass wir damals Hallen und Arenen gefüllt haben. Das haben andere Bands zu dieser Zeit nicht geschafft. Das bedeutete allerdings auch eine Menge Arbeit. Wir haben sehr viel gespielt, es gab einen hohen Erwartungsdruck, es mussten Songs geschrieben werden. Eine extreme Belastung. Mein Arzt sagte: "Du musst Dir was einfallen lassen. Du musst Dich entscheiden." Wenn Du zwei Wochen lang flach liegst, hast Du genug Zeit um nachzudenken. So habe ich mich dann schweren Herzens von Stern Meissen getrennt.
Die Combo gibt es wieder seit 1995. Von diesem Zeitpunkt an taten sie so, als hätten die 80er Jahre überhaupt niemals stattgefunden. Doch die Band selber hatte sich Anfang der 80er entschlossen, eine andere Musik zu machen und damit auch Reinhard und Michael zu entlassen. Es wurden also neue Leute gebraucht. Die meisten Leute denken, dass der stilistische Wechsel von Stern Meissen, so nannten sie sich schon vor meiner Zeit, in meiner Verantwortung lag. In einer Band, die hierarchisch so klar aufgeteilt ist - es gibt einen Chef, und das ist zweifellos Martin Schreier - wird es keine Alleingänge geben.
Du bist derzeit der einzige deutsche Künstler aus den neuen Bundesländern, der gleichzeitig zwei aktuelle Alben auf dem Markt hat; einmal das Stern Akustisch- und dann Dein Soloalbum. Bekommst Du beides denn unter einen Hut, oder ist Deine Freizeit jetzt ganz eng bemessen?
Es ist ja so, dass die beiden Alben schon fertig produziert sind. Ich spiele jetzt meine Solo-Konzerte, und wir spielen mit Stern Akustisch unsere Tour. Das lässt sich im Moment alles gut miteinander vereinbaren. Es ist etwas ganz besonderes, mit den Jungs unterwegs zu sein. Und es ist positiver Stress. Es tut sehr gut, und es ist nach wie vor so, dass, wenn wir im Proberaum zusammen kommen oder uns bei den Konzerten treffen, zwischen uns eine freundschaftliche Verbundenheit herrscht, die greifbar ist.
Dieses Jahr jährt sich zum 45. Male die Gründung von Stern-Combo Meißen. Im Sommer wird das mit einem Jubiläumskonzert gefeiert. Du wirst nicht dabei sein, nehme ich an?
Nein, da werde ich nicht mit dabei sein.
Wie wirst Du diesen Tag begehen? Immerhin bist Du mit einer Unterbrechung 12 Jahre Teil dieser Formation gewesen...
Ich werde an diesem Tag selbst spielen. Es ist ja ein ganz normaler Konzert-Tag. Ich weiß im Moment gar nicht genau wo, denn es sind in diesem Jahr unheimlich viele Konzerte, die ich spielen werde, die habe ich nicht alle im Kopf. Aber ich werde auch an diesem Tag ein Konzert spielen.
Ich sprach diese Unterbrechung gerade an. Nachdem Du Ende der 80er bei SCM ausgestiegen bist, hast Du Dich Deinen ehemaligen Kollegen 2004 wieder angeschlossen. Was waren die Gründe für Deine Rückkehr damals?
1992 oder 1993, ich weiß es jetzt nicht mehr ganz genau, hatte es ja schon eine Mini-Tournee gegeben, mit ca. 8 bis 10 Konzerten. Da haben wir das gemacht, woran man hätte anschließen können. Das war das erste generationsübergreifende Konzept bei der Stern-Combo. Bei dieser Tour waren u.a. Reinhard Fißler, Paul Kramer, Martin Schreier, die Band und ich dabei. In dieser Zeit um 1993 sah es für die Bands aus dem Osten im Live-Betrieb noch nicht so gut aus, und trotzdem war diese Tour sehr erfolgreich. Wir haben danach versucht, daran anzuknüpfen, das ging jedoch aus den verschiedensten Gründen nicht.
Dann kam für mich völlig überraschend die Reunion der Stern-Combo Meißen im Jahre 1995, d.h. es wurde ganz bewusst gesagt: "Wir nehmen die Protagonisten der Zeit vor 1983 und gehen damit wieder auf Tour." Ich habe das sehr genau beobachtet und mich für die Kollegen gefreut. Im Jahre 2004, zu 40 Jahre Stern-Combo Meißen, wurde ich von Martin angesprochen und gefragt, ob ich nicht bei dem einen oder anderen Konzert dabei sein, und mitmachen könnte. Dazu habe ich mich sehr gerne bereit erklärt, es wurden dann doch ein paar Konzerte mehr. Wir haben viele wunderschöne Konzerte gespielt. Das war wirklich toll. Dann erkrankte Reinhard leider so schwer, dass er nicht mehr mit uns auf die Bühne konnte. Reinhard hat gefehlt, das muss man mal ganz deutlich sagen! Mir, als übrig gebliebenem Protagonisten, war nicht wohl dabei. Das war für alle keine leichte Zeit. Du musst es den Leuten ja auch irgendwie erklären. Manche Leute denken, dass man dann einfach so weitermachen kann, als ob nichts passiert wäre. Das geht aber nicht. Du kommst da einfach nicht dran vorbei. Du stehst auf der Bühne und erinnerst dich daran, dass ein Jahr vorher an gleicher Stelle einer mehr auf der Bühne war und sang. ... das macht mich nach wie vor sehr traurig (Man merkt IC eine tiefe Traurigkeit an, Anm. d. Verf.)
Einen unserer Leser interessiert die Frage, wie das Verhältnis heute zwischen den Ehemaligen und der aktuellen SCM-Besetzung ist.
Ich kann nur für mich sprechen. Die Leute, mit denen ich zu tun habe, und mit denen ich auch gerne zu tun habe, sind Martin Schreier und Thomas Kurzhals. Martin ist mein Ansprechpartner, wenn es um die Koordination von gemeinsamen Interessen geht. Das vorrangige gemeinsame Interesse ist es, keinen Krieg ausbrechen zu lassen. Das haben wir bis hierher auch gut gemeistert, es gibt im Moment eine friedliche Co-Existenz. Martin ist für mich nach wie vor der Chef der Combo, und Thomas ist der kreative Kopf.
Diese von Dir angesprochene friedliche Co-Existenz: Könnte das ein wichtiger Punkt dafür sein, dass sich in Zukunft der ein oder andere Fan des einen Lagers mal zum anderen verirren kann, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen?
Das wäre eine sehr schöne Begleiterscheinung! Ich möchte daran glauben, doch die Fronten haben sich sehr verhärtet. Was ich in den verschiedenen Foren, z.B. bei Euch und in Gästebüchern, wie z.B. dem der Stern-Combo, gelesen habe, war schon heftig. Der Wind weht doch recht scharf aus der Combo-Ecke. Warum eigentlich? Die Entlassenen sind doch wir. Und die Art und Weise des Vorgehens finde ich nach wie vor moralisch sehr bedenklich aber mittlerweile auch bezeichnend. Inzwischen ist relativ klar, dass die extrem unsachlichen Einträge teilweise gefaked waren und von Leuten geschrieben wurden, die - ich sage mal - im engeren Interessenkreis der Combo vorzufinden sind, und deren Meinung sicher nicht repräsentativ sein kann. Die Generation der Combo Fans besteht zu großen Teilen aus Leuten, die so wie ich früher auch zu Bands getrampt sind. Wir haben dieselbe Musik gehört, die gleichen Klamotten getragen, dieselben Bücher gelesen und wir haben dieselbe Zeit erlebt. Diese Zeit hatte auch etwas mit bestimmten Idealen zu tun. Ich kann also verdammt noch mal nicht glauben, dass diese Leute, mit denen ich soviel gemeinsam habe, in der Gänze so borniert und ignorant sind, wie sich das manchmal darstellt. Wenn ich das Publikum bei den Konzerten von Stern Akustisch sehe, dann weiß ich aber auch, dass die Ignoranten nur eine verschwindend kleine Minderheit sein können. Den selbsternannten Gralshütern potjomkinscher Dörfer werden wir es jedoch niemals recht machen können, und das wollen wir auch nicht.
Der gleiche Leser möchte wissen, ob es gegenseitige Rückmeldungen und Meinungsäußerungen zum jeweiligen Projekt gibt.
Das einzig Greifbare ist ja im Moment das Album von Stern Akustisch. Da gibt es die CD und die Konzerte. Wir haben von den Kollegen der Combo bisher noch nichts dazu gehört.
Ein weiterer Leser möchte wissen, ob Ihr Euch vorstellen könnt, mal einige Gäste wie z.B. Bläsersatz und Streicher einzuladen, oder gar ehemalige Mitglieder, die mal bei der Combo bzw. bei Stern Meißen spielten und sangen?
Wir haben kurz überlegt, ob wir auf dem Album mit Streichern arbeiten sollten. Das haben wir dann aber verworfen, weil der Sound, den wir für uns gefunden hatten, schon sehr homogen und organisch klang. Alle anderen Überlegungen haben wir noch nicht angestellt, weil wir mit uns selber im Moment einfach so viel zu tun haben, dass dafür kein Platz bleibt.
Geht Ihr als Stern Akustisch auch ins Fernsehen? Ist da was geplant? Hat es Anfragen gegeben?
Ja, es gibt Anfragen, Das sieht eigentlich alles ganz gut aus. Die eingeschränkte mediale Welt, die uns zur Verfügung steht, oder die sich für das interessiert, was wir machen, reagiert sehr positiv auf uns. Das ist sehr schön, und ist für uns eine weitere Bestätigung.
Wird es weitere Live-Termine geben, oder ist das, was auf Deiner Seite und bei MySpace steht, alles für 2009?
Es wird noch mehr Konzerte geben in diesem Jahr, das ist noch nicht alles. Es kommen noch Termine dazu... jetzt im Sommer sowieso, und im Herbst auch!
Die bisher gelaufenen Konzerte von Stern Akustisch bekamen überwiegend positive Kritiken. Wie stehst Du der Sache gegenüber? Gibt es Punkte, wo es sich noch zu verbessern gilt, oder ist das inzwischen ein so eingespieltes Team, dass alles glatt läuft?
Nein! Wir werten die Konzerte aus, lesen die e-Mails zu den Konzerten aufmerksam und verarbeiten das alles. Das Programm ist ständig in Veränderung. Wir sind ständig am Arbeiten, d.h. wir proben weiterhin, auch wenn das Album schon fertig ist, weil wir überhaupt nicht der Meinung sind, dass das jetzt schon das Endgültige ist, was wir zu leisten fähig sind.
Ihr habt nur bis Ende des Jahres die Erlaubnis/Genehmigung, unter dem Namen Stern Akustisch aufzutreten. Was kommt danach? Hört Ihr auf oder werdet Ihr Euch um eine Verlängerung dieser Absprache bemühen?
Es gibt eine Vereinbarung, Martin und ich haben diese ausgearbeitet. In dieser Vereinbarung werden bestimmte Sachen, die für uns eigentlich selbstverständlich waren, schriftlich geregelt. Diese Vereinbarung gilt zwischen uns und den Rechteinhabern des Namens "Stern-Combo Meißen", und das ist nicht nur Martin Schreier sondern auch Detlef Seidel, der sich den Namen noch vor Martin hat schützen lassen. Wir würden gerne weiterarbeiten. Ich sehe auch keinen Grund warum wir das nicht tun sollten. Wir halten uns an die Absprachen.
Wäre es nicht von Anfang an sinnvoller gewesen, das Projekt anders zu nennen?
Der Name eines Projektes muss darauf hinweisen, um was es inhaltlich geht. Du nennst eine Gartenzeitschrift ja auch nicht "Motorwelt". Die Leute, die in der Band Stern Akustisch spielen, sind ehemalige Stern-Combo Meißen Musiker, die Stern-Meissen Repertoire adaptieren. Also lag diese Namensidee, mit der Ableitung "Stern" von "Stern Meißen Akustisch" nah. Ich sehe da sowieso kein Problem. Das Wort "Stern" kann niemand für sich vereinnahmen. Ich weiß, dass es ein paar Leute gab, die gefragt haben: "Warum nennen die sich denn jetzt nicht IC Falkenberg & Band?". Wir spielen keine IC-Songs bei den Konzerten, es ist auch kein IC-Song auf dem Album und es ist nicht "meine" Band. Ich bin nur der Sänger von Stern Akustisch.
Von Dir wissen wir ja, dass Du als Solokünstler ebenfalls unterwegs bist. Micha Behm trommelt z.B. bei Andrea Timm. Was machen die einzelnen Musiker neben Stern Akustisch sonst noch? Gibt es andere Projekte, in denen die Musiker aktiv sind?
Die sind alle schwer beschäftigt. Das ist auch klar, denn das sind alles sehr gute Musiker. Sie sind in verschiedenen Projekten eingebunden, unterrichten außerdem an Hochschulen und Musikschulen. Es sind gute Musiker und da ist es klar, dass sie viel zu tun haben und sich von dem, was sie halt gut können, auch ernähren.
Abschließend möchte ich wissen, ob Ihr schon einen Überblick habt, wie der Verkauf der CD gestartet ist. Liegen Dir schon Verkaufszahlen vor?
Nein, Verkaufszahlen habe ich noch keine vorliegen.
Ich danke Dir für das Gespräch. Möchtest Du den Lesern noch ein paar Worte mit auf den Weg geben?
Es ist nur Musik!
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WAS FANG ICH AN
09.04.2009
(Mitteldeutsche Zeitung)
von Janek Könau
Alte Hits leuchten im neuen Gewand
Nach dem Zerwürfnis: Aus einem Teil der „Stern Combo Meißen“ wird „Stern akustisch“ – und was dabei herausgekommen ist, klingt richtig gut.
Ein Werdegang, wie er nur in der Kunst zutage tritt: Interne Querelen, Intrigen und Vorwürfe – die Wege trennen sich, doch der Eklat um Namensrechte und deren Nutzung fängt gerade erst an. Nun hat es auch die Stern Combo Meißen erwischt. Nach dem Zerwürfnis mit Gründer Martin Schreier leuchten da plötzlich zwei gänzlich verschiedene Sterne am Ostrock-Firmament (die MZ berichtete).
Und nun steht da das vermeintlich bekannte Ensemble auf der Bühne der Easy Schorre. Nur das Plakat schreibt etwas anderes. Michael Behm an den Trommeln, Alexander Procop am Bass, Frank Nicolovius spielt Stagepiano – sowie der heimliche DDR-Popstar aus der Saalestadt am Mikrofon: IC Falkenberg. In Halle präsentiert sich „Stern-akustisch“ mit den alten Hits im neuen Gewand.
Mut zur Kreativität
So befremdlich zunächst die Idee, so reizvoll ist letztlich die Umsetzung. Dabei setzen Ralf Schmidt alias IC und seine Mitstreiter, unterstützt durch Top-Gitarrist Michael Lehrmann, nicht nur auf eine akustikgetrimmte Kopie der Originale. Mut zur Kreativität wird ganz in Stern-Combo-Meißen-Manier bewiesen und die Glanzstücke aus 45 „Combo“ - Jahren erreichen neu verpackt das Ohr.
Knurrender Kontrabass
Da erklingen südländische Anleihen im Klassiker „Was fang ich an“, inklusive surrender Flamenco-Gitarre. Gleich darauf ein melancholischer Jazz-Exkurs mit „Eine Nacht“.
Klanglich wird völlig untypisch aufgefahren. Auf die sonst bisweilen unzeitmäßig daher kommenden protzigen Synthesizer-Arrangements wird gänzlich verzichtet. Zum Epos „Die Sage“ wird stattdessen von Procop sogar ein Kontrabass zum Knurren gebracht. Beim Publikum kommen derweil Assoziationen an einen Geheim-Gig auf. Gemütlich zelebriert das Quintett einen sehr intimen Abend.
Die akustischen Sterne genießen den Auftritt sichtlich. „Der grauen Haare werden es nicht mehr weniger“, gesteht Goldkehlchen IC – und denkt gern an die alten Zeiten zurück. Wie er „Nächte“ in einem Hotelzimmer schrieb, aus dem – entgegen anders lautender Legenden – nie ein Fernseher flog. Oder wie der Text von „Schnee und Erde“ bei dem die DDR-Kulturbehörden die Zeile „Land liegt weit in Zweisamkeit“ auf „Ewigkeit“ umgeschrieben wissen wollten.
„So und so weit“ heißt es dann nach zweieinhalb Stunden im Duett mit Nicolovius in einer sehr ausgedehnten Zugabe. Das Schlusslied hätte dann kaum beschreibender sein können: „Eine Nacht wie im Fieber“. Das passt.
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LASS MICH HIER NICHT LIEGEN
02.05.2009
(MItteldeutsche Zeitung)
von Constanze Matthes
Himmel weint und grummelt trotz Sonne, Mond und Sterne
«Stern akustisch» mit Sänger IC Falkenberg adaptieren bekannte Hits - Publikum bleibt trotz Regen
Die Gruppe «Stern akustisch» war mit Liedern aus einer 45-jährigen Bandgeschichte im Schlosshof Goseck zu Gast.
Noch erinnert der Himmel an einen herrlichen Frühlingstag. Nur einige zarte Zirruswolken ziehen über das Blau. Die Naumburger Nachwuchsrockband "Fiiiep" lässt es auf der Bühne vor Schloss Goseck krachen. Sänger und Gitarrist Philipp Steidl spielt zum Abschied das letzte Lied. Auf seiner - wie er betont - verstimmten Gitarre. Es ist der "Abendgruß", der weder die Gäste in die Federn bringt, noch den Tag beendet. Ganz im Gegenteil. Nach dem Trio als Vorgruppe betritt eine Band die Bühne, die es eigentlich nicht geben sollte. In dieser Besetzung. Für Philipp Steidl klingen die Namen "Stern akustisch" und IC Falkenberg fremd. "Ehrlich gesagt, kenne ich die nicht. Uns war es wichtig, mal wieder gemeinsam zu spielen, anstatt als Vorgruppe nervös zu sein", sagt der 22-Jährige. Aber die Jahre, als die Lieder der "Stern Combo Meißen" auf Amiga-Schallplatten gepresst wurden, liegen etwas vor der Zeit der drei Musiker im Alter zwischen 21 und 25 Jahre. Nun 45 Jahre nach der Geburtsstunde der bekannten Ostrock-Band feiern die Titel mit neuem Kleid und "Stern akustisch" ihre Renaissance, trotz der unlängst bekannten Bandquerelen.
Und die bringen Organisator Robert Weinkauf zum Scherzen. "Egal, ob ihr euch Mond Combo Döbeln genannt hättet, wir hätten euch trotzdem eingeladen", sagt er in Richtung IC Falkenberg und dessen vier Bandkollegen, Michael Behm, Alexander Procop, Frank Nicolovius und Michael Lehrmann, die sich schließlich verschmitzt als Mond Combo vorstellen, mit "Der weite Weg" loslegen. Eine Völkerwanderung aus Bänken und Trägern der Bühne entgegen setzt ein.
Hektisch schwirren Schwalben über den historischen Grund. Es ist die Warnung vor dem Gewitter, das mit dem Lied "Schnee und Erde" und ersten zarten Tropfen einsetzt, sich schließlich in Blitz und Donner und Regenguss austobt. Doch das Quintett spielt unverdrossen weiter. Die Fans trollen sich unter Sonnenschirme, IC Falkenberg lässt sich die Stimmung nicht verhageln: "Wir müssen durch ein Tiefdruck-Gebiet", scherzt der 48-Jährige. Dass die Zuhörer nicht nach Hause marschieren, zeigt, wie "Stern akustisch" fesseln kann. Mit erfahrenen, begeisternden Musikern, die ihr Handwerk nicht nur verstehen, sondern leben, und Liedern, die Erinnerung, Wandel und Neubeginn ausdrücken. "Eine Nacht" trägt ein Swing-Kleid, das Lied "Schönheit" kommt im Bossanova-Dress daher und lässt Ute und Hans-Jörg Winterberg tanzen. Im Regen und der Dunkelheit. "Es ist wunderschön", sagt das Paar aus Borau und singt bei "Also, was soll aus mir werden" mit. Nach zwei Stunden Sonne, Mond und Sternen nebst einem grummelnden und weinenden Himmel verabschieden sich die Fünf von der Bühne.
Auf dem Weg zu seinem Auto schwärmt Jürgen Herrmann aus Bad Kösen von dem Abend: "Das war Qualität. Art-Rock vom Feinsten." Nur ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Dass dieses verrückte Spiel aus Klang, Rhythmus und Wetterwechsel den Schlosshof nicht komplett mit Konzertbesuchern füllen konnte.
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TAUFRISCH
27.12.2009
(Mitteldeutsche Zeitung)
von Klaus Adam
Für alle, die vorm Gerangel am Tannenbaum flüchten
Die Band "Stern akustisch" hat nicht den Kampf um den Südpol, wohl aber den um die Auftrittsrechte verloren und gibt das vorletzte Konzert überhaupt in Trebitz.
Die Wehmut war spürbar. Sie floss aus den Worten von Frontmann IC Falkenberg (Ralf Schmidt) und sie bohrte sich in jeden Ton, den Kehle und Finger zauberten. Wie um zu sagen, wir zeigen es allen noch mal, dass es schade ist, auf uns zu verzichten. Der Ableger der Stern-Combo Meißen, der sich "Stern akustisch" nennt, zelebrierte am ersten Weihnachtstag im Saloon des Trebitzer Karnevalsvereins sein vorletztes Konzert. Das ultimativ letzte folgte einen Tag später in Berlin.
Es war vor mehr als Jahresfrist, als sich die fünf gestandenen Musiker der Stern-Combo Meißen zusammenfanden, um mal zu probieren, wie die zumeist sehr elektronischen Titel der Band handgemacht klingen würden - zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und E-Piano. Die Idee war geboren, dies auch auf die Bühne zu bringen. Doch die Gründer der Band reagierten anders als erwartet und entließen die fünf Musiker "kollektiv", wie Schmidt eingangs nur kurz zur Situation erklärte. Ein Jahr durften die ehemaligen Stern-Leute als "Stern akustisch" auftreten. "Und nochmal einen neuen Namen aufzubauen, funktioniert nicht", meinte Ralf Schmidt später zur MZ. Ohne den Bezug auf den Ursprung "Stern" mache es keinen Sinn.
Und so erklangen sie alle nochmal, die bekannten Titel der Band, die zu DDR-Zeiten zu den ganz großen des Rock gehörte: "Der Kampf um den Südpol", "Die Sage", "Was soll aus mir werden", "Leben möcht' ich" und viele andere. Eine ganze Reihe von ihnen von Schmidt teils komponiert, teils getextet, teils beides.
Und so mancher Vers wurde ungewollt zu einem kleinen Nachruf auf die Band: "Was bleibt nach dem Tode, wenn der Name nicht bleibt?" aus "Der Kampf um den Südpol" etwa. Oder der Song, "der hätte unsere Hymne sein können" (Schmidt), in dem es heißt: "Nie mehr zurück in Kälte und Verlogenheit" und "Wir leben mit uns und woll'n es nicht anders, warum auch. Wir brauchen diese Hitze um zu überleben, wir woll'n die Sonne sein!". Den Text hatte der "Stern akustisch"-Frontmann geschrieben, der von 1983 bis 1989 und dann noch einmal von 2004 bis 2008 das stimmliche Aushängeschild der Combo war.
Schlagzeuger Michael Behm wuselte sich durch die Instrumente und Mikrofonständer auf der Bühne, "auf der man sich ja verlaufen kann" nach vorn. "Die Sage" sang er, und kommentierte es nur kurz mit einer Reminiszenz an das Jugendweihebuch zu DDR-Zeiten: Weltall, Erde, Mensch. Um genau die Geschichte gehe es.
Vom "Lift"-Frontmann Werther Lohse hatte der Trebitzer Karnevalschef Raik Buchta im Januar die Telefonnummer von IC Falkenberg erhalten. Und aus bekanntem Grund musste der Auftritt der Band noch vor dem Jahreswechsel stattfinden. Nur noch der Weihnachtsabend war im Kalender frei. Für alle, die auch vor dem Gerangel unterm Weihnachtsbaum flüchten wollten, wie ein trotz des Bandendes gut aufgelegter Ralf Schmidt anmerkte.
Am 26.12.2009 geben STERN - akustisch das letzte Konzert im Kino Kiste in Berlin.